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Die Hardegser Bürgermeisterfamilie Ebbrecht

Neu 1WUpdate 1W
N.N.N. - Aus der Heimat - Aus Heimatpflege und Heimatforsdiung
vom
Mittwoch, 06. Mai 1964
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Genealogie | Hardegsen
Arn 24. 2. 1964 starb in Hardegsen der Rentner Louis Ebbrecht im Alter von 74 Jahren. Mit ihm ist eine Familie ausgestorben, die einmal eine bedeutende Rolle in Hardegsen gespielt hat. Sie stellte der Stadt Hardegsen im 17. und 18. Jahrhundert einen Pastor und drei Bürgermeister und war darüber hinaus im 18. Jahrhundert auch im Rat mehrerer anderer südhannoverscher Städte vertreten.
 
Es war mitten im Dreißigjährigen Kriege, als Adam Ebbrecht aus Bühle im Jahre 1629 die Rektorstelle der Hardegser Schule und 1633 die dortige zweite Pfarrstelle übernahm. 38 Jahre wirkte er in Hardegsen als Pfarrer und half unter den tüchtigen Superintendenten Julius Hartwig Reiche und Johann Georgius Schräder mit, das kirchliche Leben 4n der Stadt wieder aufzurichten. 1670 wurde er nach Lutterhausen berufen, wo er am 8. 8. 1678 verstarb. Sein Name und Beruf erinnern an den Augustinermönch Johannes Ebbrecht, der 1522 in Hullersen bei Einbeck als einer der ersten lutherischen Prediger in Südhannover auftrat. Da die Familie Ebbrecht schon seit dem Mittelalter im Räume Northeim und Umgebung zahlreich vertreten war, läßt sich eine nahe Verwandtschaft des Hardegser Pfarrers mit Prediger der Reformationszeit nicht nachweisen. Adam Ebbrecht heiratete in Hardegsen Ilsabeth Eggerdes (auch Eggers oder Eckhardt genannt). Sie stammte aus der wohlhabenden Lohgerberfamilie Eggerdes, die mehrfach im Hardegser Rat vertreten war und mit den berühmtesten Familien der Stadt, den Spangenbergs, den Letzners und Petreus verwandt war. Durch seine Heirat begründete Adam Ebbrecht den besonders aus Lehns-ländereien bestehenden Wohlstand seiner Familie.
 
Aus seiner Ehe gingen eine Reihe von Kindern hervor. Die beiden Töchter heirateten Hardegser Pastoren und Ratsherren. Im Jahre 1664 studierten zwei von seinen vier Söhnen, darunter auch der spätere Hardegser Bürgermeister Johann Ebbrecht. Auffallend sind die starken Bindungen der Familie Ebbrecht zur Stadt Münden, woher drei Söhne ihre Ehefrauen nahmen. Christoph Ebbrecht heiratete in Münden Anna Elisabeth Spangenberg aus der bedeutenden Mündener Bürgermeister und Beamtenfamilie. Später zog er wieder nach Hardegsen, wo er nach dem großen Brande von 1678 das stattliche Giebelhaus Lange Straße 23 (Haus Illemann/Seifert neben dem Rathaus) wieder aufbaute; von seinen Kindern ist der 1681 in Hardegsen geborene Johann Gabriel nach städtischen Akten sicherlich mit dem 1759 gestorbenen Northeimer Postmeister und Ratsherrn gleichen Namens identisch. Somit war auch dessen Sohn Otto Wilhelm Ebbrecht (1712 - 1779), der von 1749 bis 1779 Bürgermeister von Uslar war, ein naher Verwandter der Hardegser Bürgermeister! Er ist besonders durch seine Reimchronik, in der er über die Ereignisse des Siebenjährigen Krieges in der Stadt Uslar berichtete und seine Beschreibung der Stadt Uslar bekannt geworden. Ein Enkel des Northeimer Postmeisters war übrigens 1767 in Dänemark ansässig. Während Christoph Ebbrecht wieder von Münden nach Hardegsen zurückkehrte, blieb sein jüngster Bruder Julius Bernhard in Münden, nachdem er 1680 eine Tochter des Mündener Ratsherrn Johann Herberhausen geheiratet hatte. Als Kaufmann wurde er im 18. Jahrhundert Mündener Senator. Seine Familie, die zeitweise Essigbrauerei betrieb, war vermutlich noch um 1900 in Münden ansässig.
 
In Hardegsen war Johann Ebbrecht der erste Bürgermeister aus dieser Familie. Im Jahre 1653 konfirmiert, war er also um 1640 geboren. 1666 finden wir ihn auf der Helmstedter Universität. 15 Jahre später wurde er Hardegser Ratsherr, 1687 Stadtsekretär und 1688 nach dem Rücktritt des Bürgermeisters Paul Sartorius dessen Nachfolger im Bürgermeisteramt, wobei er als erster Bürgermeister das Amt des Stadtschreibers beibehielt. Er war auch der erste Bürgermeister, bei dem sich ein Studium nachweisen läßt. Johann Ebbrecht heiratete 1684 Anna Dorothea Herberhausen, eine Schwester seiner Mündener Schwägerin. Nach ihrem frühen Tode nahm er 1690 eine Tochter des Pastors Nicolaus Götze aus dem Nachbardorfe Hevensen zur Frau. Sie schenkte ihm am 9. Dez. 1690 den Stammhalter Johann Bernhard. Ein Jahr nach dem Tode seiner zweiten Frau starb Johann Ebbrecht im Oktober 1720 im Alter von 80 Jahren.
 
Johann Bernhard Ebbrecht studierte seit 1711 in Marburg die Rechtswissenschaft. 1719 heiratete er Anna Maria Magdalena Holschen, eine Pfarrerstochter aus Lutterhausen. Sein Vater konnte 1716 noch seine Ernennung zum Stadtsekretär herbeiführen. Da nunmehr aber nur noch ein Bürgermeister dem Hardegser Magistrat vorstehen sollte, wurde zunächst Johann Ebbrechts Mitbürgermeister Johann Domeier und anschließend dessen Sohn Christian Domeier, der gleichaltrig mit Johann Bernhard Ebbrecht war, Nachfolger Johann Ebbrechts. So kam es, daß Johann Ebbrecht von 1716 bis zum Tode Christian Domeiers im Jahre 1753, also 37 Jahre lang, nur das Stadtsekretariat bekleiden konnte und erst im Alter von 63 Jahren das Bürgermeisteramt übernahm, das er dann noch 16 Jahre ausüben sollte. In seine Amtszeit fielen die schweren Jahre des Siebenjährigen Krieges. 1760 schrieb deshalb Johann Bernhard Ebbrecht „wie sehr mir die schwierige Lage der Stadt Hardegsen durch die mehrfachen Einquartierungen und Bedrückung durch die französischen Truppen in meinem hohen Alter ans Herz treten müsse, wie gerne wünschte ich meine noch übrige Lebenszeit in Ruhe zuzubringen". Deshalb ließ er sich in diesem Jahre seinen Sohn und Nachfolger Johann Friedrich Ebbrecht als Bürgermeister beiordnen. Es darf noch bemerkt werden, daß sich Johann Bernhard Ebbrecht ebenso wie sein Uslarer Neffe und Amtskollege Otto Wilhelm Ebbrecht schriftstellerisch betätigte. Von ihm stammt die erste gedruckte Beschreibung der Stadt Hardegsen aus dem Jahre 1756. Er starb am 15. 3. 1769 im 79. Lebensjahre und wurde am 20. 3. beerdigt, „nachdem ihm als Bürgermeister einer althergebrachten Gewohnheit gemäß ein dreitägiges Trauergeläut vom 16. - 18. 3. von 11 bis 12 Uhr geschehen war". Seine Töchter heirateten den Hardegser Steuereinnehmer Henrich Zacharias Compe und den Hohnstedter Superintendenten Christian Heinrich Schilling.
 
Auf Johann Bernhard Ebbrecht folgte sein Sohn Johann Friedrich. Er war am 21. 1. 1722 geboren und am 10. 4. 1744 in Göttingen immatrikuliert worden. Durch seine Tätigkeit als Stadtsekretär seit 1752 und als beigeordneter Bürgermeister seit 1760 hatte er sich auf sein Amt vorbereitet. Am 30. 3. 1758 heiratete er Anna Regina Domeier, die Tochter des letzten Hardegser Bürgermeisters Domeier. Bei dem hohen Alter seines Vaters hatte er sich im Siebenjährigen Kriege manche Verdienste um die Stadt Hardegsen erworben. Einmal war er auch von den Franzosen als Geisel nach Münden fortgeführt worden. Wie der Hardegser Chronist Börries Ludewig Domeier jedoch 1813 erwähnt, sei er in seiner Eigenschaft als Richter1 zu nachsichtig und gelinde zum Nachteil des Ganzen und seines obrigkeitlichen Ansehens gewesen. Bei seinen beiden leicht aufsässigen Senatoren, dem Kämmerer Johann Friedrich Domeier und dem Postverwalter Johann Georg Jahns, konnte er sich nicht immer den nötigen Respekt verschaffen, obwohl der Erstere sein Schwager war und den Letzteren durch seine Stimme zum Senatorenamt verholfen hatte. Kurz vor seinem Tode durfte er es noch erleben, daß zur Behebung der durch den Siebenjährigen Krieg hervorgerufenen Notlage, die auch die Familie Ebbrecht zum Verkauf von Besitzungen veranlaßt hatte, im Jahre 1777 eine Linnenlegge in Hardegsen errichtet wurde. Johann Friedrich Ebbrecht erreichte nicht das hohe Alter seines Vaters und Großvaters. Am 13. 6. 1779 starb er nach einer siebenmonatigen Gichtkrankheit im Alter von 57 Jahren. Von sieben Töchtern überlebten nur drei den Vater. Eine Tochter heiratete 1784 den Einbecker Superintendenten Dietrich Lauenstein, eine andere 1794 den aus Einbeck stammenden Hardegser Senator Georg David Ernst, der 1799 zum Bürgermeister seiner Vaterstadt gewählt wurde.
 
Da Johann Friedrich Ebbrecht keinen Sohn hinterließ, war die Bürgermeisterfamilie Ebbrecht im Jahre 1779 in Hardegsen schon ausgestorben. Doch 1790 war wieder ein Ebbrecht in Hardegsen ansässig und bewarb sich um die erledigte Posthalterstelle. Es handelte sich um Adolf Ludwig, den 1728 geborenen jüngeren Bruder des letzten Bürgermeisters. Er konnte jedoch nicht die verlangte Sicherheit stellen. Der Bericht des Amtes Hardegsen vom 24. 3. 1790 gibt hierüber Aufschluß. „Der hiesige Kaufmann Ebbrecht ist ehemals in blühenden Glücksumständen gewesen, indem er eines reichen Kaufmanns Witwe zu Nienburg geheiratet und daselbst eine zeitlang dessen Geschäfte fortgesetzt. Derselbe ist aber teils durch eine schlecht geführte Wirtschaft und andernteils durch eine aus dem letzten Siebenjährigen Kriege herrührende unberichtigte Forderung an das englische Commissariat von etwa 50 000 (?) Talern dermaßen in Armut geraten, daß er und seine Familie gegenwärtig von der Prinzen königl. Hoheiten zu Göttingen Almosen genießet. Mit eigenem Vermögen wird derselbe -sicher keine hinlängliche Sicherheit zu beschaffen im Stande sein und die Hoffnung, solche durch Bürgschaft zu leisten, ist gleichfalls fehlgeschlagen". So erhielt er nicht die begehrte Stelle.
 
Seine Nachkommen lebten wieder in besseren Vermögensverhältnissen, doch die frühere Stellung der Familie Ebbrecht vermochten sie nie wieder einzunehmen. Als Bäckermeister waren zwei Ebbrechts vor 100 Jahren Bürgervorsteher in Hardegsen, aber ein Senatorenoder gar Bürgermeisteramt hat die Familie während des 19. Jahrhunderts in Hardegsen nicht mehr bekleidet. So ist die Familie Ebbrecht selbst ein Abbild der Geschichte der Stadt Hardegsen geworden — ein Abschnitt Hardegser Familiengeschichte, der nunmehr zu Ende gegangen ist.

Die Heidelmanns und Northeims Schüttenhof

Neu 1WUpdate 1W
N.N.N. - Aus der Heimat - Ausheimatpflege und Heimatforschung
vom
Mittwoch, 12. Juni 1963
, von Emil Jörns
Tags
Genealogie | Northeim | Schützenverein
Am 2. Ostertage vollendete Friedrich Heidelmann das 75. Lebensjahr. Die Bürgerschützengesellschaft hat an diesem Tage ehrend der Verdienste gedacht, die sich der Altersjubilar um das Northeimer Schützenwesen erworben hat. Sie im einzelnen zu schildern, ist hier nicht der gegebene Ort; es sei aber festgestellt, daß Friedrich Heidelmann das Schriftgut der BSG, von dem nur weniges den Rathausbrand von 1832 überdauert hat, und das seitdem hinzugekommene mit Sorgfalt bewahrt und geordnet hat. So kann es jetzt einer in Arbeit befindlichen Geschichte des Northeimer Schützenwesens als Grundlage dienen.
 
Wie ein Blick in die mehr als 300jährige Geschichte des Northeimer Geschlechtes Heidelmann zeigt, krönte Friedrich Heidelmann mit seinen Bemühungen um den Northeimer Schützenhof eine Familientradition, die schon bei dem Stammvater aller Northeimer Heidelmann einsetzt. Mit Christian Heidelmann, der 1627 in Northeim Kontribution zahlt (vom Kothaus, außerdem vom Vermögen — das damals nicht mehr viele Northeimer hatten — 6 Groschen), tritt uns dieses Geschlecht hier erstmalig entgegen. Als am 25.10.1633 bei Salzderhelden die Northeimer Schützen-Compagnie gemustert wird, die auf herzoglichen Befehl „für Hildesheim in die Belagerung commandirt gewesen", d. h. die dem Herzog Waffenhilfe gegen das mit Northeim befreundete Hildesheim leisten muß, gehört Christian Heidelmann ihrer zweiten Corporalschaft (Sergeant: Jürgen Deppe, Corporal: Andreas Alland) an. Er steht in dieser Corporalschaft, die dem heutigen Zuge entspricht, als Gefreiter, er führt eine Rotte. Da Christian Heidelmann damals noch nicht sehr lange in Northeim seßhaft sein kann und auch noch ziemlich jung war, ist sein Einsatz als Unterführer beachtenswert. 1634 wird er unter den Steuerzahlern genannt; es ist also mehrfach als Northeimer Bürger ausgewiesen und hat vor 1628 Catharina Mori heimgeführt, die noch sehr jung gewesen sein muß, denn nach Christians Tode ist sie am 3.10.1669 — damals wohl eine Endfünfzigerin — eine zweite Ehe mit Claus Fischer in Edesheim eingegangen.
 
Daß Andreas (geb. um 1628), Johann Henrich (geb. um 1630), Christian (geb. um 1638) und Jürgen (geb. um 1644) Söhne des Christian Heidelmann sind, läßt sich erst durch mancherlei Kombinationen mit Gewißheit feststellen, weil unsere Kirchenbücher, erst um 1650 beginnend, darüber keine direkte Aussage enthalten. Von den Söhnen Christians, des Stammvaters, bleibe Johann Henrich, der Pastor wurde und den das Leben in die Wetterau verschlug, hier unberücksichtigt — seine Schicksale sind interessant genug, um einmal gesondert betrachtet zu werden. Andreas, Christian und Jürgen begründen Northeimer Zweige des Heidelmann-Geschlechts.
 
Der mittlere beginnt mit Christian, dem Sohn des gleichnamigen Stammvaters. Dieser jüngere Christian wird hier nicht mehr genannt, nachdem er 1663 einen Sohn Jürgen taufen ließ, ist also wahrscheinlich bald danach verstorben — das erst 1676 beginnende Sterberegister nennt ihn daher nicht. Sein Sohn Jürgen wird am 9.1.1699 Bürger und Brauer und ist Ackermann in einem Hause, das an der Stelle der jetzigen Brandgasse zwischen den Grundstücken Mühlenstraße 26 und Neustadt 71 stand — wahrscheinlich ist dieses das Kothaus, für das der Stammvater 1627 Kontribution zahlt. Jürgen führte am 23.11.1698 Anna Elisabeth Kaiser aus Northeimer Schmiedegeschlecht zum Traualtar; aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Mit Jürgen erlosch der mittlere Zweig in der zweiten Generation.
 
Der jüngere Zweig ist in Northeim Mitte des 18. Jahrhunderts abgestorben. Er beginnt mit Jürgen und seiner Frau Anna Ilsabey Catharina Winant; bei der Traung (7. 11. 1665) wird Jürgen als Ackergesell bezeichnet. Er besaß das Haus Mühlenstraße 9, war also Bürger, wird aber im Bürgereidbuch nicht genannt. Unter seinen fünf Kindern sind zwei Söhne; die den Stamm hier fortführten: Hans Jürgen und Christoph. Hans Jürgen, seit 9.1.1716 Bürger und Ackermann Holzhäüserstraße 35, später Holzhäuserstraße 32, heiratet am 4. 4. 1712 Marie Elisabeth Siegmann verwitwete Otten. Das Haus Holzhäuserstraße 35, offenbar erheiratet, gelangt von ihm an seinen Bruder Christoph, ebenfalls seit 9.1.1716 Bürger und Ackermann, der in die gleiche Sippe heiratet wie Hans Jürgen: am 1.12.1711 führt er Margareta Christina Kaiser zum Traualtar, und nach deren Tode wird am 19. 7.1718 Ortie Margareta Otten seine zweite Frau. Er hatte unter seinen acht Kindern zwei Söhne, von denen aber keiner den Namen Heidelmann hier am Orte weiterreichte.
 
Der ältere Zweig wurde von Andreas Heidelmann begründet und blüht hier noch. Andreas wohnte in jenem Hause, das nach ihm sein Neffe Jürgen vom mittleren Zweige besaß, und heiratete zweimal: am 5.12.1654 Anna Arens (begraben 30.7.1684), am 23.11.1686 Margarete Ahlborn, Witwe des Bürgers Johann Wilhelm Kasten (Christiani). Unter den vier Kindern des Andreas ist ein Sohn, der hier eine Familie gründet: Christoffel, seit 3. 5.1687 Bürger, Brauer und Ackermann, Holzhäuserstraße 13; er heiratete in dieses Haus ein, als er am 2.12.1686 Catrina Gertrud Sösemann die Hand zum Ehebunde reichte. Sein Sohn Christian setzt den Stamm fort. Er ist Bürger, Brauer und Ackermann in seines Vaters Hause, seit 1716 auch Mitglied der Schmiedegilde. Obwohl zweifellos Bürger, wird er im Bürgereidbuch nicht genannt. Seit dem 12.6. 1727 verheiratet mit Maria Elisabeth Süper, hat er unter sieben Kindern zwei Söhne, die hier Familien gründen: Conrad und Wilhelm. Dieser ist seit 29. 4.1777 Bürger, Brauer und Ackermann im väterlichen Hause, seit 1796 aber Hagenstraße 6; er bekommt 1768 die Schmiedegilde geschenkt „durch' Accord, das Holz zum Bau des Gildenhauses zu fahren" und verheiratet sich am 19. 6.1777 mit Friederica Knoke, Tochter eines hiesigen Schmiedes. Sie schenkt ihm außer fünf Töchtern einen Sohn; ein Enkel Heidelmann wurde ihm hier nicht geboren. — Sein Bruder Conrad, seit 15. 1. 1760 Bürger, Brauer und Ackermann Braunschweiger Gasse 1 (Südteil), erweckt 1768 die Schmiedegilde seines Vaters und heiratet am 5.2.1760 Ilse Margarethe Saltzkahr, eine Tischlermeisterstochter. Deren Sohn Friedrich, Bürger, Brauer und Ackermann (im Bürgereidbuch nicht genannt), wohnt im väterlichen Hause und heiratet am 21.4.1807 Christine Sophie Ahrens, Witwe des Schafmeisters Christian Fahlbusch, und hatte drei Söhne, die zu hochzeitlichen Ehren gelangten: Heinrich, Wilhelm und Daniel. Wilhelm' der erst mit 31 Jahren die 13 Jahre ältere Ackermannswitwe Woltmann, geb. Niemeyer, eine Gastwirtstochter, heiratete und dadurch Hausherr Schaupenstiel 7 wurde, hatte keine Kinder. Heinrich, seit 22. 3. 1838 Bürger, Brauer und Ackermann, heiratete Charlotte Rolf, Tochter eines Ackerbürgers; unter seinen fünf Kindern war ein Sohn; einen Enkel, der den Namen Heidelmann hier weiterführt, hatte er nicht. Daniel, seit 10. 7.1841 Bürger und Bäckermeister Mühlenstraße 22, seit 1853 Neustadt 53, ließ sich am 21. 4. 1842 mit Christiane Isermeyer trauen; aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, die den Stamm fortsetzten: Wilhelm und Daniel.
 
Daniel, Bäckermeister und seit 1886 Gastwirt („Altdeutsche"), heiratete' dreimal: am 24.10. 1882 in Hamburg die dort geborene Northeimerin (beide Eltern waren aus Northeim) Johanne Berkhan; nach deren Tode reichte er am 5.8.1884 in Northeim Dorette Niemeyer, Tochter eines Ackerbürgers, die Hand. Als ihm auch diese Frau entrissen wurde, führte er die hiesige Kürschnerstochter Marie Wessel heim. Unter den neun Kindern aus diesen drei Ehen waren fünf Söhne, von denen Wilhelm als Bücherrevisor in Plauen/Vogtland heiratete und drei, nämlich Friedrich, Bernhard und Eduard, 1914/18 fielen; nur Franz, Elektromonteur, hat einen Sohn Bernhard, der die jüngste, die zehnte Generation des Geschlechts Heidelmann, in Northeim vertritt.
 
Daniels Bruder Wilhelm, Bäckermeister im väterlichen Hause Neustadt 53, war verheiratet mit Karoline Hoffmann — und dieses sind die Eltern unseres Altersjubilars Friedrich Heidelmann (geb. Northeim 15. 4.1888), seit dem 20.5. 1919 verheiratet mit Johanne Ahrens, einer Bäckermeisterstochter von der Neustadt.
 
Natürlich kann in einem solchen Ueberblick nicht die ganze Fülle der Geschehnisse auch nur angedeutet werden, die die Geschichte des Geschlechts Heidelmann ausmachen, das hier mehr als 300 Jahre überdauert hat, obwohl es mehrfach nur mit einem einzigen Vertreter den Fortbestand am Ort sichern konnte. Es muß aber auch gesagt werden, daß die Heidelmann-Töchter in vielen Northeimer Häusern die trefflichen Hausmütter waren und sind, so bei den Ahrens, Böttcher, Engelmann, Francke, Kaiser, Lüllemann, Niemeyer, Raulf, Reichert, Schleiß, Schwärzel, Sebode, Sievers, Sommer, Strangmann, Tacke, Vogelsang und Wessel. Dadurch kommt es, daß wohl jeder, der gebürtige Northeimer zu Großeltern hat, irgendwie mit den Heidelmann verwandt oder verschwägert oder doch weitschichtig versippt ist.
 
Wie sehr die Northeimer Stadtgeschichte der letzten 300 Jahre mit der Geschichte des Geschlechts Heidelmann verquickt ist, kann hier nur am Beispiel des Schützenwesens angedeutet werden. Der Stammvater Christian marschierte als junger Bürger und Gefreiter in der Schützen-Compagnie mit dieser vor 330 Jahren aus; er gehörte, wie wir aus seiner Charge erkennen können, schon jener Gemeinschaft an, die wir heute Bürgerschützengesellschaft nennen. Sein Ururenkel Friedrich, der heutige Senior des Geschlechts, hat sich als langjähriger Vorsitzender der BSG unvergeßliche Verdienste um sie erworben. Zwischen beiden stehen Generationen wackerer Heidel-männer und die große Zahl der Söhne von Heidelmanntöchtern, die als Northeimer Schützen dabei waren, wenn in Northeim Schüttenhoff vorbereitet, gefeiert und nachgefeiert wurde. 

1851 - Die Bibel oder Die ganze Heilige Schrift des alten und neuen Testaments

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Tags
Vollbibel

New York
Herausgegeben von der Amerikanischen Bibel-Gesellschaft 

828, 272 Seiten

Autor

Amerikanische Bibel-Gesellschaft - New York

Luther, Martin

Martin Luther
Martin Luther

Amerikanische Bibel-Gesellschaft - New York

Neu 1WUpdate 1W

Rochus Friedrich zu Lynar

Neu 1WUpdate 1W
Tags
Bibelübersetzer

* 16.12.1708 Lübbenau
† 13.11.1780 Lübbenau


 

Quellenverzeichnis

Löffelmann, Nikodemus: Der Name Gottes in deutschen Übersetzungen des Neuen Testaments, 2019, Seite 28-29,

1970 - Die vier Evangelien

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Tags
Evangelien

wortgetreue Übers. des von Eberhard Nestle ermittelten Ur-Textes.
übers. von Herm. Bollow 
Stuttgart: Württembergische Bibelanst. -1970 
IV, 296 S.

Autor

Bollow, Hermann [Wilhelm Emil]

* 1903
† 1968


Biographie:

https://www.bibelpedia.com/index.php?title=Bollow,_Herm(ann)

 

 

1955 - Die vier Evangelien

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Jahr
1955
Sprache
Deutsch
Tags
Evangelien


wortgetreue Übers. d. Ur-Textes v. Eberhard Nestle.

Übers. u. hrsg. v. Herm. Bollow 
Berlin-Britz: Kutschbach - 1955 
VII, 296 S.  ( 26x21,5 cm ) Im Archiv vorhanden

1 Leerblatt
1 Titelblatt, Rückseite Angaben zum Drucker und Buchbinder
7 Seiten Vorwort in Sütterlin
1 Blatt Vorderseite 4 Bibelsprüche, Rückseite Abkürzungen und Erklärungen
296 Seiten Evangelientext (mit Anmerkungen am Fußende)
1 Seite Berichtigungen
1 Leerblatt

Autor

Bollow, Hermann [Wilhelm Emil]

* 1903
† 1968


Biographie:

https://www.bibelpedia.com/index.php?title=Bollow,_Herm(ann)

 

 

Gottesname

Gottesname
Herr

Vorwort/Nachwort

Vorwort/Nachwort

Vorwort [Auszug] Seite III:

2. Nun entschloß ich mich zur Herausgabe von 100 Exemplaren dieser Wortgetreuen Übersetzung 
Ihren text entnahm ich meiner 1954 vollendeten, bisher unveröffentlichen Wörtlichen Übersetzung des von D.Eberhard Nestle ermittelten Urtextes der Vier Evangelien.
Der Band I der wörtlichen Übersezung enthällt die Evangelien mit ältesten, ins deutsche übertrsetzten Lesarten, den den wichtigsten von Luther in seinen Bibeltext aus anderen Evangeliumshandschriften übernommenen Lesarten und mit Angaben zur Herstellung Rückübersetzung, der Band II, ein Ergänzungsband, enthält Erläuterungen zu Band I

Zur Herstellung der Wörtlichen Übersetzung benutzte ich den im Verlag der Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt zu Stuttgart im Jahre 1921 erschienen Text des "Novum Testamentum Graece et Germanice" von D.Eberhard Nestle

 

 

1922 - Die Apostelgeschichte des Lucas, Erste Hälfte Kap. 1-12

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Jahr
1922
Sprache
Deutsch
Tags
Apostelgeschichte

Kommentar zum Neuen Testament

unter Mitwirkung von Ph. Bachmann, ... C. Deißner ... P. Ewald, ... Fr. Hauck ... E. Riggenbach ... G. Wohlenberg.

Band V: Die Apostelgeschichte des Lucas, Erste Hälfte Kap. 1-12

Leipzig Erlangen: A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung Dr. Werner Scholl

3. Auflage 1922    394 S.  

Autor

Zahn, Theodor (von)


* 10.10.1838 Mörs
† 15.03.1933 Erlangen

Biographie:


Wikipedia

Gottesname

Gottesname
Herr, Jahwehs
Hinweis zum Gottesnamen

z.B.:

Apostelgeschichte 3,23; 

Im Gegensatz zu heidnischen Wahrsagern, Zauberern und falschen Propheten (Deut. 18,9 - 14,20 bis 22) verheißt Moses seinem Volk im Namen Jahwehs seinesGotts, dasß Gott seinem Volk aus seiner eigenen Mitte Propheten, wie Moses er gewesen , erwecken werde.

Holzflößerei äuf der Söse

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vom
Sonntag, 01. Januar 1961
408 Handwerksmeister in der Stadt — Osterode in der Beschreibung von 1792 - Eichsfelder Tabak -  für Osterode
 
Osterode. Der von uns bereits vorgestellte Christoph Wilhelm Gatterer, gelehrter Professor der Staatswissenschaft in Heidelberg, der 1792 eine Beschreibung des Harzes schrieb, gedenkt auch ausführlich des „Gewerbe- und Nahrungsstandes" von Osterode. Nach einer, gleich zu Anfang dieses Kapitels beigefügten „Gewerbe-Liste" vom Anfang des Jahres 1792 gab es damals in der Harzstadt 408 selbständige und Lohnmeister.
 
So zählte das Schuhmacherhandwerk allein 74, das Bäckerhandwerk 23, das der Fleischer 10 und das der Schneider 21 Meister. In der Zeugfabrikation waren 60, in der Leinwand-und Baumwollfabrikation 40 Lohnmeister vertreten. 15 Eimermacher (das alte Gewerbe der Kleinbinder) stehen 12 Kaufleuten gegenüber; es gibt daneben bei den Lohgerbern 8 Meister, die Maurer haben 5, die Grobschmiede 7. Noch immer sind in der Stadt 4 Goldschmiedemeister vertreten. Interessant ist auch die Zahl der Chirurgen. Es waren 1792 nicht weniger als acht in der Stadt vertreten.
 
Nach den alten Handwerksordnungen, die gerade zum Anfang des 18. Jahrhunderts für die Osteroder Gilden erneuert worden sind, wählt jede Gilde jährlich einen Gildemeister. Aus dem Hat ist für jede der Gilden ein „Commissär" bestellt, der manchmal auch zwei Gilden beaufsichtigte. Hinsichtlich der Gesellenzahl stehen ebenfalls die Schuhmacher an der Spitze; diese Gilde zählte damals 36 Gesellen. Kupferschmiedemeister waren vier in der Stadt zu zählen.
 
Die Bierbrauerei in Osterode bezeichnet Gatterer ebenfalls als ein sehr altes Gewerbe. Man habe 1574 mit Weißbier angefangen, nachdem man bis dahin Braunbier gebraut habe. Nicht 294 Bürgerhäuser besitzen in Osterode die Braugerechtigkeit, sondern nur 194, wie eine Berichtigung in einem Exemplar der Reisebeschreibung, das sich in der Bibliothek der Bergakademie Clausthal befindet, ausweist. Augenblicklich, so schreibt der Verfasser, sei das Bierbrauen in Osterode sehr zurückgegangen; gerade dieser Verfall verdiene aber „die Aufmerksamkeit" der Landeskollegien".
 
Die Braugerechtigkeit, die man auch veräußern konnte, kostete damals ganze 300 Taler, eine ziemlich hohe Summe. Die Stadt besaß damals nur das Recht, innerhalb des eigentlichen Stadtgebietes Bier zu verzapfen; für die Ausfuhr allein schon in die benachbarten „Seestädte" mußte die Stadt eine Pacht an das Amt in Osterode bezahlen. Eingegangen war damals auch schon die alte Söldnersche Branntweinbrennerei, die in der Nähe des alten Schützenhauses lag. Es hatte vorher, einschließlich auf der Freiheit, fünf Brennereien gegeben. Auch sie mußten, wie wir aus den Stadtrechnungen wissen, einen ziemlich hohen „Branntweinblasen-Zins" entrichten. Er steht als nicht unerhebliche Einnahmequelle auf den Einnahmeseiten der Kämmereirechnungen. Eine Essigbrauerei unterhielt der ehemalige Vizekantor Spies. Es handelt sich um den späteren Kämmerer Johann Christoph Spies, der 1804 zu diesem Amt gewählt wurde und bis 1810 in ihm verblieb.
 
Von den einzelnen Gilden weiß der Verfasser Besonderheiten hervorzuheben. So seien die Osteroder Nagelschmiede für ihre ausgezeichneten Tapeziernägel bekannt. Sie lieferten wöchentlich allein für 20 Taler diese Nägel nach Göttingen. Auch ein Tabakspinner war damals noch in der Stadt, es war der in dem Buch nicht genannte Johann Wilhelm Seulicke aus Eschershausen, der 1787 Bürger wurde. Sein Sohn nannte sich bereits Tabaksfabrikant. Nach dem Bürgerbuch der Stadt gab es aber von 1727 bis 1764 nicht weniger als sechs Tabakspinner als neue Bürger in Osterode. Sie erhielten ihre Ware meist aus der Gegend von Duderstadt. Bei dem von Gatterer genannten Tabaksfabrikanten Johann Heinrich Wecke handelt es sich um einen Kaufmann aus Badenhausen, der aber mehr einen Handel mit Tabakwaren betrieb.

Vom Handel der Stadt weiß der Verfasser den umfangreichen Getreide- und Mehlhandel hervorzuheben, wobei er freilich das Kornmagazin nennt, das in seiner Eigenart und Bestimmung andere Aufgaben hatte. Immerhin habe dieses Magazin Osterode den Ruf verschafft, der „Kornboden des Harzes" zu sein. Der Holzhandel bediene sich sehr rege der Flößerei aus dem Harz. An der Sösenbrücke (gemeint ist wohl die Stelle der späteren Waldstraßen - Brücke, heute Berliner Brücke) befinde sich ein Rechen, der das Flößholz auffange. Die Stadt habe selbst einen regen Bedarf an Holz aller Art für ihre Sägemühlen.
 
Die Beschreibung der Fabriken und Manufakturen nimmt in dem Werk einen so großen Platz ein, daß darüber noch berichtet werden wird. Als Fachmann auf dem Gebiete der damaligen Wirtschaftsgeschichte hatte Gatterer hier Gelegenheit zu einer ausführlichen Würdigung. Dabei gibt er eine Zusammenfassung über die Wollfabrikation in Osterode, die vielleicht von allen zeitgenössischen Beschreibungen die umfangreichste ist. Der Abdruck einer Regierungs-Verordnung für die Osteroder Wollfabriken vom Jahre 1762 machen die Beschreibung sogar zu einer besonderen geschichtlichen Quelle.

„Feuergefährliches Gewerbe"

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Herzberger Zeitung ?
vom
Donnerstag, 09. Februar 1967
, von Dr. Martin Granzin
Tags
Firmengeschichte
Osteroder Buchbinder stellte Zündhölzer her
 
Osterode. Es ist gut 125 Jahre her, seit ein Osteroder Buchbinder, Friedrich Nitsch, 1840 beim Rat der Stadt den Antrag stellte, in Osterode die Herstellung von Zündhölzern zu genehmigen. Der Buchbinder hatte in seinem Gesuch eine wirtschaftliche Notlage angegeben, die ihn zwinge, sein eigentliches Gewerbe aufzugeben und sich eine neue Erwerbsquelle zu suchen. Die Erteilung der Konzession für diesen in Osterode neuartigen Fabrikzweig verknüpfte die Stadt mit der Bedingung, daß das „Mischen" der zu der Herstellung der Zündhölzer benötigten feuergefährlichen Stoffe nicht im Stadtbereich, sondern außerhalb der Stadt geschehen müsse.
 
Das alles erfährt man aus wenig bekannten Akten des Stadtarchivs. Schon die Landesregierung hatte durch Patente und Verordnungen den „feuergefährlichen Gewerben" erhebliche Bedingungen auferlegt. Sie waren auch nötig, denn die Hantierung mit diesen Stoffen konnte leicht zu Bränden in den mit Fachwerkhäusern bestellten alten Städten führen. Am 7. Februar 1848 hat dann die Landdrostei Hildesheim, die Vorgängerin unserer heutigen Regierung, ein allgemeines Reglement für die mit der Herstellung von Zündhölzern oder Sprengsätzen beschäftigten Gewerbetreibenden erlassen. Sie verbannte ganz allgemein diese Gewerbe vor die Mauern der Städte. Immerhin bestand ja auch die Grundsubstanz der damaligen Zündhölzer aus einer Mischung von „Kali, Schwefelblume, Gummiarabicum und „Tragant - Zucker" eine Mischung, die in dem Gesuch des Osteroder Buchbinders angegeben ist. Nitsch wurde auch die Auflage erteilt, in der Stadtwohnung zum Verkauf nur eine bestimmte Anzahl von Kisten mit Zündhölzern zu stapeln.
 
Ob sich das Geschäft des Buchbinders lohnte, wissen wir nicht. Wenn es wirklich derselbe Buchbinder Nitsch ist, dessen Haus am Schild noch 1840 zum Verkauf stand, scheint es ihm, anfangs wenigstens, wirtschaftlich nicht gut gegangen zu sein. Aber er fand mit seinem Gewerbe schnell Nachfolger. So vor allem in dem Kaufmann Carl Deiters. Der aus Thiedenwiese bei Elze (Hann.) stammende Kaufmann war 1826 nach Osterode gekommen und hatte hier am 11. April dieses Jahres das Stadtbürgerrecht erworben. Auch er hatte ursprünglich nicht an die Herstellung von Zündhölzern gedacht, sondern mit Handelswaren gehandelt. Er begann im Hinterhof eines Hauses am Kornmarkt mit der Zündholzherstellung, mußte sich aber 1848 zusammen mit Nitsch dem allgemeinen Verbot der Regierung für die Herstellung im Kern der Innenstadt beugen und seine Fabrikation außerhalb der Stadt neu beginnen.
 
Einen groß angelegten Fabrikationsbetrieb für Zündhölzer, die im allgemeinen wohl nach dem Vorbild der bekannten „Schwedenhölzer" hergestellt wurden, begann dann der jüdische Kaufmann Marcus Heinemann, der bereits 1840 in der Stadt Hausbesitz erworben hatte und 1843 Bürger geworden war. Heinemann gab bei seiner, ebenfalls noch bei den Akten liegenden Bewerbung um die Konzession an, daß er bereits Handelsverbindungen nach Übersee angeknüpft habe. So habe ihm eine westindische Handelsfirma einen Auftrag für mehrere Millionen „Reibhölzer" erteilt. Er hatte bereits berechnet, daß die Herstellung der Zündhölzer vielen Einwohnern aus Stadt und Land ausreichenden Verdienst sichern würde. Er spricht bereits von 14 000 Talern an Lohnauszahlungen. Zur Fabrikation hatte er eines der damals noch in der Nähe der Bleichestelle stehenden Gartenhäuschen erworben und ausbauen lassen. Er hatte jedoch mit den Nachbarn dort erhebliche Schwierigkeiten, weil die bei der Fabrikation ausstrahlenden Phosphordämpfe die Bewohner ringsum zu belästigen drohten. Da ihm die nahen Harzwälder verhältnismäßig billig das Holz liefern konnten, begann er wohl als erster in Osterode mit einer groß angelegten Fabrikation von Zündhölzern, so daß mit ihr ein ganz neuer Fabrikationszweig in die Stadt gelangte, der in der Tat vielen Arbeit und Brot gab.
 
Bald fanden sich andere Bewerber für eine solche Fabrikation ein. So etwa der Hildesheimer Fabrikant Lieke, der in der Nähe des Lindenberges und des Schachtruppschen Anwesens eine Zündholzfabrik anlegen wollte. Da der Fabrikant Schachtrupp Einspruch dagegen erhob, bedurfte es erst zahlreicher Gutachten, auch ärztlicherseits, daß der Betrieb anlaufen konnte. Auch der Osteroder Ratsapotheker mußte mehrfach als einziger Chemiker im Ort Gutachten erstellen. Interessant ist dabei, daß damals viele verbotenerweise Holz nach Osterode einschmuggelten und es den Fabrikanten anboten. Vielfach ist dieses Holz aus dem „Staatsforst" sogar als „Reiheholz" getarnt worden, so daß das Oberharzer Berg- und Forstamt einschreiten mußte, da diese Art von „Holzbelieferung" an Fabrikanten auf einem Umwege nach den damaligen Forstgesetzen streng verboten war.
 
Sicher entbehren die Akten über eine Zündholzfabrikation in Osterode nicht eines besonderen Reizes. Sie zeigen, daß die aufstrebende Stadt mit ihren zahlreichen Wirtschaftsunternehmungen, vor allem in der Tuchfabrikation und in der Lederbearbeitung, erfolgreich nach neuen Wirtschaftszweigen suchte. Wir meinen, daß damit ein besonderes Kapitel der Stadt und der städtischen Wirtschaftsgeschichte geliefert ist, das bei einer Gesamtdarstellung wohl zu berücksichtigen wäre. Sehr lange hat sich freilich die Osteroder Zündholzfabrikation nicht halten können Fabrikation in Lauterberg lief ihr den Rang ab und wurde noch lange in den Handbüchern über den Harz als Besonderheit gerühmt. Drg.

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