Vor 100 Jahren wurde der Harzklub-Zweigverein Lerbach gegründet
Ein Streifzug durch die Vereinsgeschichte
LERBACH. (Ku) Am 9. März 1888, also bereits zwei Jahre nach der Gründung des Harzklubs in Seesen, aus dem die Zweigvereine aus dem gesamten Harzgebiet und Harzvorland hervorgegangen sind, trafen sich im Gasthaus »Sauerbrey« in Lerbach Gleichgesinnte zur Gründung eines Zweigvereins. Noch bevor sich der Harzklub-Zweigverein Lerbach konstituierte, bestand seit 1874 in Lerbach ein Badeverein mit einem Badekomitee, welches auch den Bau von Pavillons und die Anlegung von Wanderwegen zum Ziel hatte.
Die Entwicklung zu einem Erholungsort hatte begonnen, denn bereits im Jahre 1878 waren in Lerbach 52 Fremde und 1880 bereits 74 Gäste zu verzeichnen. Die Betreuung der Wanderwege sowie Pavillons übernahm nun der Harzklub und im Jahr 1901 bildete sich eine Kurkommission.
Die Gründungsmitglieder des Vereins waren Heinrich Hase, Fritz Gärtner, Pastor August Voigt, Wilhelm Knaute, Fritz Sauerbrey und Wilhelm Kratsch. Bereits am Gründungstag traten 31 Mitglieder dem Verein bei und wählten den Vorstand, zum Vorsitzenden den Königlichen Hüttendirektor A. Jüttner, zum zweiten Vorsitzenden Kantor H. Bicke, zum Schatzmeister Werkmeister C. Rohrmann und zum Schriftführer Rentier H. Hase.
Zur Erinnerung an den ersten Vorsitzenden stand lange Jahre unterhalb der Alten Harzstraße unweit des Weghauses »Zum Heiligenstock« die »Jüttnerbuche«.
Bereits im Gründungsjahr wurde der Pavillon auf »Claras Höhe« repariert (1919 abgerissen, weil er zerstört war, Wiedererrichtung 1960 mit Aussicht über Kuhkolk ins Oberdorf), ein weiterer Pavillon stand an der Körnigs-ecke (benannt nach dem Förster Körnig, der in Lerbach seine Amtszeit von 1871 bis 1887 verbrachte und ein ehrendes Andenken als humaner und kirchlich gesinnter Forstbeamter hinterlassen hat). Heute befindet sich an diesem Aussichtspunkt eine der vielen Ruhebänke, die der Harzklub betreut. Im Jahr 1889 übernahm Kantor Bicke den Vorsitz und von 1891 bis 1899 amtierte Pastor Voigt. Während dieser Zeit wurden viele neue Promenadenwege angelegt und Ausbesserungen der vorhandenen vorgenommen.
Auf der Kuckholzklippe wurde durch den Harzklub-Zweigverein Clausthal-Zellerfeld ein Aussichtsturm errichtet, der auf der Lerbacher Eisenhütte gefertigt worden war. Die Einweihung fand am 1. August 1897 unter Mitwirkung der »Heinschen Kapelle« statt, abends wurde im damaligen »Kurhotel Schützenhaus« ein Ball veranstaltet. Der Lerbacher Zweigverein stiftete 100 Mark zum Turmbau (vergleichbar zu heute der zehnfache Wert).
Den Vereinsvorsitz übernahm 1899 der Hüttendirektor Mauritz, der aber im gleichen Jahr verstarb. Bis zur Neuwahl des Rentiers Heinrich Müller im Jahr 1900 war Gemeindevorsteher Karl Klages als zweiter Vorsitzender Repräsentant. In dieser Zeit wurde vom Lerbacher Zweigverein ein gut begehbarer Fußweg, beginnend ab dem Gasthaus »Waldquelle« entlang jenseits des Lerbachs vorbei am Carlsteich bis zum Ausflugslokal »Eichental« angelegt. Durch den Bau der Umgehungsstraße wurde dieser kurze und sichere Verbindungsweg nach Osterode unterbrochen und erst im vergangenen Jahr wieder, teilweise auf dem alten verlaufend, neu erstellt. Der Kgl. Hüttendirektor Brathuhn übernahm 1906 den Vorsitz, den er bis zum Jahr 1912 ausübte.
Das 25jährige Stiftungsfest wurde am Sonntag, 25. Mai 1913, im Saal des Hotels Sauerbrey würdig begangen. Am Jubiläumstag fanden nachmittags ein Konzert und abends ein Festball, ausgeführt vom Clausthaler Bergmusikkorps unter der Leitung des Dirigenten Direktor Peter, statt. Der Verein konnte an diesem Tag mit der Aufnahme des Forstaufsehers Sanne sein 100. Mitglied aufweisen.
Die Festrede hielt der Gemeindevorsteher und zweite Vorsitzende des Vereins, Karl Klages. Den Vorsitz hatte inzwischen der Gelbgießereibesitzer Ernst Heine übernommen, Lehrer Meier war Schatzmeister und Schriftführer der prakt. Arzt Schönrock, Beisitzer waren Hüttendirektor Brathuhn, Pastor Voigt, Schichtmeister Willig, Mineralwasserfabrikant Fritz Gärtner und Rentier Heinrich Müller. Den Jubilaren wurde das Ehrenzeichen für 25jährige Mitgliedschaft angeheftet.
Aus dem Tätigkeitsbericht beim 25jährigen Jubiläum ist zu entnehmen, daß für Wegebezeichnungen und Verbesserungen, Schaffung von Aussichtspunkten, Bau von Pavillons während der 25 Jahre ca. 3.000 Mark aufgewandt worden sind. Interessant ist auch zu erfahren, daß durch stete Entwicklung des Fremdenverkehrs, in Lerbach weilende Gäste dem Zweigverein beigetreten sind, so u.a. ein Professor Mendel aus Posen, ein Kaufmann Martinius aus Braunschweig, Postdirektor Armgardt aus Hannover, Geh. Ministerial-Kanzlist Wiedow aus Schwerin, um nur einige zu nennen. Als erste Ehrenmitglieder werden Förster Kummer und Kgl. Forstmeister Luttgeroth aus Kassel genannt.
Während des 1. Weltkrieges wurden die Einrichtungen weiter gepflegt und den Soldaten im Felde wurden Päckchen geschickt, an den Kosten beteiligte sich auch der Hauptvorstand mit 230 Mark.
Durch Erkrankung trat 1921 der erste Vorsitzende, Ernst Heine, zurück. Sein Nachfolger wurde Gemeindevorsteher Otto Vasel. Als dieser 1923 verstarb, übernahm Ernst Heine rneut den Vorsitz. Im Jahr 1925 war der Lehrer Ernst Bode Vorsitzender, sein Name ist durch den »Bode-Stieg« (unterhalb des Mühlenteiches hinauf zum Clausberg gelegen) bis heute in Erinnerung geblieben. Während der Amtszeit von Lehrer Bode als Vorsitzender stieg die Mitgliederzahl auf 155 an. Das 50jährige Bestehen wurde am 29. Oktober 1938 unter dem Vorsitzenden Fabrikant Fritz Schönfelder gefeiert. Im selben Jahr wurde auch der Harzklub mit dem Heimatbund Oberharz zum Harzbund »zusammenkommandiert«, der Vorsitzende hieß nunmehr Vereinsführer (Über die Entwicklung der vergangenen 50 Jahre werden wir noch berichten).
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